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Christina C. Messner: to shake shake shake - operattles. Mit einem Vorwort von Rainer Nonnenmann.
William Shakespeares Stimme und seine Theaterfiguren sind – wie bei kaum einem anderen Schriftsteller – bis heute lebendig und präsent. Nach erneuter und zugegebenermaßen begeisterter Lektüre einiger seiner großen Theaterwerke, legte ich für diese Komposition eine individuelle, eigene und sehr persönliche Sammlung sprachlicher Kostbarkeiten an, indem Abschnitte, Satzteile oder Worte seiner Figuren herausgeschnitten wurden (cutup). Diese aus ihrem Zusammenhang gerissenen Zitate werden mit Vergnügen mehrmals durchgeschüttelt (to shake) und gerüttelt (to rattle), nach Themen geordnet und neu zusammengesetzt. Am Ende werden einige der Kostbarkeiten nach Themen geordnet und neu zusammengesetzt.
Die Themen, denen ich folge, orientieren sich an den im Vorlauf des Elisabethanischen Theaters auftretenden, personifizierten und zeitlosen Zuständen wie Liebe, Zeit, Angst... Im Kompositionsprozess habe ich – neben den einkomponierten, minimalistisch darstellenden Komponenten – auch Shakespeares Techniken berücksichtigt, wie die Verschachtelung mehrerer ineinander verwobener Stränge, den Tausch der Identitäten oder das direkte Nebeneinanderstellen von Tragik und Komik.
Das operattle
Das operattle ist eine minimalistische, dramatische Form, in der typische Merkmale einer Oper auf das Allerwesentlichste reduziert werden. Gemeint ist hier ausdrücklich die Oper mit ihren typischen Merkmalen: dem gesungenen Wort, den großen Gefühlen, ihrer Sinnlichkeit und einer Thematik, die an den Urerfahrungen des Menschlichen rüttelt: Liebe, Eifersucht, Hass, Macht. Pathos und Ironie geben sich die Hand. Jedes operattle ist anders. Und schlicht. Ihre minimalistisch dramatische Form erhalten die operattles beispielsweise durch einkomponierte Bewegungen und die Hinzunahme von Gegenständen oder auch durch eine innermusikalische Umsetzung des Themas, durch das Hervorrufen von Assoziationen und Bildern, die geweckt werden von Situationen, die "erzählt" werden. Ein operattle dauert höchstens 3 Minuten. Anspielungen an die Operette sind beabsichtigt: ein operattle darf auch (trotz der großen Gefühle) leicht daher kommen. Es darf unterhaltend sein und einen engen Bezug zum Alltag haben. Die operattles können durchaus im öffentlichen Raum, im alltäglichen Leben gespielt werden, im Café, im Laden, auf einem Platz... Die Reihenfolge ist frei wählbar. Es wird keine Technik und kein großartiger Bühnenaufbau benötigt. Es gibt uweilen eine Offenheit in der Partitur für individuelle und kokreative Entscheidungen der Interpret*innen.
„Entscheidend aber ist, dass große Themen wie Liebe, Hass, Eifersucht, Mord, Macht, Angst, Gier und Wahn durch das Miniaturformat von Christina C. Messers operattles nicht aus der Ferne wie durch ein Opernglas betrachtet werden, sondern uns hoch verdichtet nahe kommen, als ereignete sich das von William Shakespeare vor über vierhundert Jahren beschriebene Glück und Leid hier und jetzt unter uns.“ Rainer Nonnenmann